Hans Kohn als Präsident der Industrie- und Handelskammer
Wie bereits sein Vater Franz Kohn war auch Hans Kohn ein engagierter Geschäftsmann. „Pundt & Kohn“ konnte nach dem Überstehen der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren wieder Erfolge verzeichnen und zählte bereits zu den traditionellen Betrieben von Geestemünde. Der Vorarbeiter August Weigelt erhielt im Jahr 1936 von der Industrie- und Handelskammer zu Wesermünde eine mit zeittypischen Motiven verzierte Ehrenurkunde zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum bei „Pundt & Kohn“. Die Radierung stammt von dem Zeichenlehrer Carl Friedrich Schriever (1878–1968), der in Worpswede das Radieren erlernt hatte. Sie zeigt die Wappen von Niedersachsen und Wesermünde sowie Motive aus Geestemünde und Lehe. Mit Fässern, Netzen, Werkzeug, Schiffbauteilen und einem Fischdampfer sind Merkur und Vulkan, die Schutzgötter von Handel und Industrie, an die für Geestemünde bedeutsamen Wirtschaftszweige Fischerei und Schiffbau angepasst.
Unterschrieben ist die Urkunde von Hans Kohn als Präsident der Industrie- und Handelskammer. Bereits 1925 war Hans Kohn in die IHK aufgenommen worden und schon drei Jahre später übernahm er dort den stellvertretenden Vorsitz. Als der Posten des IHK-Präsidenten 1933 neu besetzt werden sollte, stellte sich Hans Kohn zur Wahl. Gegen den Willen der NSDAP wurde er tatsächlich gewählt und machte er es sich zur Aufgabe, die Selbstverwaltung der IHK vor der Einflussnahme durch die NSDAP zu schützen. Doch schon bei seiner Wahl hatte es Gegenwind gegeben. Zum einen war er kein Parteimitglied und zum anderen bot sein jüdisch klingender Nachname Anlass zur Diffamierung. Deshalb änderte die Familie Kohn ihren Nachnamen 1937 zu „Kohnert“ und benannte auch das Unternehmen in „Pundt & Kohnert“ um. In die NSDAP trat Hans Kohnert 1938 ein. Seinen eigenen Ausführungen nach tat er dies aber nur, um seinen Einfluss auf die IHK zu behalten.
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