AUSSICHT 2023

2023 bietet das Historische Museum Bremerhaven ein abwechslungsreiches Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm

Architektur und Stadtverfassung, Migration und Arbeiterbewegung, Denkmalschutz und Kunst, – im Jahr 2023 widmet sich das Historische Museum Bremerhaven den verschiedensten Aspekte der Bremerhavener Stadtgeschichte. Im Mittelpunkt steht jedoch der Wandel einer Kulturlandschaft in der Sommerausstellung „Wandelland“.

Logo 75 Jahre StadtverfassungDer Jahresanfang steht noch im Zeichen der Stadtverfassung und der deutschen Architekturgeschichte. So ist bis Ende Februar noch die Ausstellung zur Gründung des Landes Bremen mit der Eingliederung Wesermündes vor 75 Jahren zu sehen. Auf der Grundlage des neuen Buches über den Bremerhavener Politiker und Widerstandskämpfer Folkert Potrykus (1900–1971) von Autor Dr. Manfred Ernst präsentieren wir ab dem 17. Januar eine Begleitausstellung mit dem Titel: „Folkert Potrykus. Ein Kommunist in Bremerhaven“. Für Schulklassen ab dem 10. Jahrgang besteht dabei die Möglichkeit, sich mit der Person Potrykus zu beschäftigen und mit seiner Motivation für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Studioaufnahme Folkert Potrykus um 1920

Folkert Potrykus um 1920

Hans Scharoun mit Ehefrau Margit und dem Künstler Paul Kunze

Hans Scharoun mit Ehefrau Margit und dem Künstler Paul Kunze

Sieben Jahre älter als Folkert Potrykus war Hans Scharoun (1893–1972). In zeitlicher und räumlicher Nachbarschaft wuchs er in Bremerhaven in völlig anderen gesellschaftlichen Verhältnissen auf und entwickelte sich zu einem der angesehensten Architekten der Bundesrepublik. Noch bis Mitte Juni würdigen wir in Kooperation mit dem Kulturamt Bremerhaven und dem Bremer Zentrum für Baukultur seinen Werdegang mit der Galerieausstellung „Hans Scharoun. Entwürfe – Visionen – Modelle“. Zu der Ausstellung bieten wir Führungen Vorträge und eine Radtour an.

Plakat zur Ausstellung "Fern der Heimat verwurzelt"Ab dem 7. März wird das Historische Museum dann eine Station der Ausstellung „Fern der Heimat verwurzelt. Frauen der 1. Generation türkischer Gastarbeiterinnen in Bremerhaven“. Die Ausstellung ist anlässlich des 60. Jahrestages des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik vom Arbeitskreis Migration und Flüchtlinge im Nord-Süd-Forum Bremerhaven entwickelt worden. Sie basiert auf Gesprächen mit „Gastarbeiterinnen“ und ihren Töchtern, die in Bremerhavener Betrieben gearbeitet haben. Wir freuen uns über die Ausstellung, weil sie ein Thema behandelt, das bisher in der Darstellung der Lokalgeschichte fehlt. In Kooperation mit der Landezentrale für politische Bildung und dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ wird die Ausstellung durch ein Begleitprogramm mit Lesungen und Filmen inhaltlich ergänzt.

Zu den besonderen gehört in der ersten Jahreshälfte auch ein Theaterlabor des Stadttheaters, das erstmals in Kooperation mit dem Museum durchgeführt wird. Seit September 2022 trifft sich eine Theaterpädagogin mit 14 Kindern im Museum. Gemeinsam entwickeln sie ein Stück, das Anfang Juni im Museum aufgeführt werden wird. Aktuell bereiten die Kinder mit ihren persönlichen Lieblingsobjekten auch eine kleine Ausstellung vor. Unter dem Motto „Zukünftige Vergangenheit“ entwickelt entwickeln wiederum Claudia Hanfgarn, Alex Gesch und Martin Kemner seit November ein generationenübergreifendes Tanztheaterstück, das an die Geschichte der Stadt anknüpft. Die Aufführung ist Ende April geplant.

Ein neues Detektivspiel, bei dem kleine Besucher:innen nach einem gescheiterten Einbruchsversuch im Museum Spuren finden, die richtigen Fragen stellen und geheime Botschaften entziffern, um einen kniffligen Fall zu lösen, und der 30. Jahrestag der Eröffnung des Museumsschiffes GERA am 27. Juni schließen unseren Veranstaltungsreigen in der ersten Jahreshälfte ab.

Wandelland Foto mit SchriftDie zweite Jahreshälfte beginnen wir am 30. Juni mit der Sommerausstellung „Wandelland“. Ausgehend vom landwirtschaftlichen Hof der Familie Brinkama dokumentiert sie den Übergang von der vorindustriellen Kulturlandschaft des Unterweserraums zur Hafenstadt der globalisierten Moderne. Zeitlich schlägt die Ausstellung einen Bogen vom 18. Jahrhundert, also der Zeit vor der Gründung Bremerhavens, bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als das ehemalige Bauerngehöft der Brinkamas abgerissen wurde und die Ländereien vollständig dem Überseehafengebiet gewichen waren. Erzählt wird eine Geschichte der Landwirtschaft und des Hafenbaus.

Auch zu dieser Ausstellung ist ein Begleitprogramm mit Vorträgen und einer Radtour vorgesehen. Doch auch eine szenische Lesung einer Liebesgeschichte, ein Marmeladen-Koch-Wettbewerb und eine Exkursion zu einem landwirtschaftlichen Betrieb befinden sich in der Vorbereitung.

Sticker WanderausstellungEinige der ingenieurtechnischen Meisterleistungen, deren Entstehungsgeschichte die Wandelland-Ausstellung behandelt, stehen heute unter Denkmalschutz. In einer Kooperation mit dem Bauordnungsamt und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz widmen wir uns zum Jahreswechsel daher dem Denkmalschutz mit der Wanderausstellung „Liebe oder Lust?! Baustelle Denkmalpflege“.

Bremerhavener Geschichte und ihre Vermittlung ist für uns auch 2023 wieder mehr als eine Präsentation von Zahlen und Fakten. Wir würden uns freuen, wenn das Angebot viele Besucher:innen anspräche. 2022 waren die Besucher:innenzahlen mit rund 18.000 im Museum und über 5.400 auf der GERA bereits gut. Vielleicht interessieren sich 2023 noch mehr für die wirklich spannende lokale, globale Geschichte Bremerhavens.