Weihnachten an BordManch ein Seemann befand sich zur Weihnachtszeit auf hoher See. Wie verbrachte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Feiertage an Bord? Erlebten sie brüderliche Geselligkeit oder einsame Isolation? Eine frühe Feldstudie des Volkskundlers Richard Wossidlo gewährt einen interessanten Einblick:

“Die ältesten Gewährsmänner wußten von einer Weihnachtsfeier wenig oder gar nichts zu melden: “In mien christlich Seefohrt heff ik dat nich belääwt, dat Wihnachten fiert an Buurd?” antwortet einer: “Ach du leewer Gott! Ne, sowat geew’t nich up de Kauffahrtei-Schääp.”

Das lag aber wohl zum Teil daran, daß die meisten der Gewährsleute keine Langreisen gemacht haben, sondern im Winter immer zu Hause gewesen sind. Andere haben positivere Erinnerungen. Vor allem gab es an den Festtagen besseres Essen und viel Grog: “Wihnachten würden Gös’ slacht’t un vääl Grog drunken. Heilig Abend geew’t ‘n Glas Grog. ‘N Wihnachts-Boom hebben wi nich maakt.” Andere, jüngere Leute wieder heben wieder hervor, daß sie sich in kunstvoller Weise einen Tannenbaum hergestellt haben: “Ut’n Bessenstähl un Kawelgoorn würd’n Wihnachtsboom trechtmaakt. De Timmermann hadd uns’n Wihnachtsboom maakt. Den’n hebben wi in Honkong in’t Seemannsheim laten.”

Quelle: Wossidlo, Richard (41952): Reise, Quartier, in Gottesnaam. Das Seemannsleben auf den alten Segelschiffen im Munde alter Fahrensleute. Rostock.

Fotografie: J. Fleck (Historisches Museum Bremerhaven)